(Selektive) Entwurmung auf dem Lehhaldehof

Es gibt viele Punkte, die für einen neuen Umgang mit Wurmkuren sprechen: Die Würmer, vor allem die kleinen Strongyliden, bilden zunehmend Resistenzen gegen die Wirkstoffe von Wurmkuren. Das ist unter anderem dem routinemäßigen Einsatz von immer den gleichen Wirkstoffen verschuldet, ohne vorher die Verwurmung der Pferde zu überprüfen. Diese Art der Entwurmung war über lange Jahre gängige Praxis. 

Auch werden oft die Mittel unterdosiert, weil die Pferdebesitzer das Gewicht ihrer Pferde nicht genau kennen. Hinzu kommt, dass ein chemisches Medikament wie eine Wurmkur immer auch eine Belastung für den Stoffwechsel eines Pferdes ist. Gerade bei Pferden mit anfälligem Stoffwechsel kann das Probleme bereiten.

Viele Pferdebesitzer tendieren aus diesen Gründen dazu, so wenig wie möglich Chemie einzusetzen. Die Selektive Entwurmung kommt diesem Wunsch entgegen: Statt viermal im Jahr routinemäßig zu entwurmen, wird zunächst viermal im Jahr eine Kotprobe genommen. Mittels Eizählung (McMaster-Verfahren) wird nicht nur Befall oder Nicht-Befall festgestallt, sondern auch die Stärke des Befalls. Nur Pferde, die über dem Schwellenwert von 200 Wurmeiern pro Gramm Kot liegen, werden entwurmt. Die anderen bleiben davon verschont. Dieser Methode liegt die Überzeugung zu Grunde, dass ein niedriger Wurmbefall für das Pferd normal und nicht schädlich ist. Bei den Pferden, die entwurmt werden, wird 14 Tage später der Erfolg der Wurmkur ermittelt, indem nochmal eine Kotprobe genommen wird. Auf diese Weise kann man feststellen, ob der eingesetzte Wirkstoff noch wirksam ist und sich keine Resistenzen gebildet haben. Ist das der Fall, kann der Wirkstoff weiter verwendet werden. Finden sich immer noch zu viele Wurmeier im Kot, muss erneut mit einem anderen Wirkstoff entwurmt werden. Diese "Erfolgskontrolle" durch nachträgliche Kotprobe muss später nicht mehr jedes Mal wiederholt werden.

 

Wie Studien zeigen, muss durch diese Methode nur noch ein Drittel der Pferde in einem Bestand entwurmt werden. Die Pferde, die mit der Eizahl unter dem Grenzwert liegen, werden nach dem ersten Jahr nur noch zweimal jährlich per Kotprobe kontrolliert.

Für die Pferdebesitzer bedeutet diese Vorgehensweise zunächst erhöhten Aufwand und auch erhöhte Kosten, vor allem für die Pferde, die stark verwurmt sind und zusätzlich zur Kotprobe entwurmt werden müssen. Auf lange Sicht wird es aber, vor allem für die Besitzer der Pferde unter dem Schwellenwert, günstiger als das routinemäßige Entwurmen viermal im Jahr.

 

Leider gibt es aber auch einen Haken an der selektiven Entwurmung: Die kleinen Strongyliden sind Überlebenskünstler. Die Larven können sich in der Darmwand oder Muskulatur einkapseln und sind dann weder in der Kotprobe sichtbar noch durch eine Wurmkur erreichbar. Pferde, die bei der Eizählung unter dem Schwellenwert sind, können also trotzdem stark mit eingekapselten Larven befallen sein. Unter guten Lebensbedingungen, vor allem im Sommer, wanden die Larven dann wieder massenhaft in den Darm und können dort schlimme Koliken und Durchfälle verursachen. Auch Bandwürmer sind nicht in jeder Kotprobe sichtbar, da sie nur sehr wenige Eier ausscheiden. Magendasseln kann man gar nicht über Kotproben nachweisen.

 

Auf dem Lehhaldehof werden wir daher - in Absprache mit unserer Tierärztin - wie folgt verfahren:

 

  •  Einmal jährlich, im Spätherbst oder Winter, werden alle Pferde entwurmt. Dabei wird ein Wirkstoff verwendet, der gegen kleine Strongyliden, auch die eingekapselten, gegen Bandwürmer und Magendasseln hilft.
  • Die restlichen Entwurmungen werden nur nach Befall, also selektiv, durchgeführt. Hierbei wird zunächst viermal jährlich, bei unauffälligen Pferden später zweimal jährlich der Kot kontrolliert - vor und, bei Bedarf, nach der Wurmkur. Untersucht und entwurmt werden alle Pferde gleichzeitig.
  • Bei der ersten großen Untersuchung werden Bandwürmer und auch Leberegel mit untersucht, um festzustellen, ob diese Parasiten im Bestand sind.
  • Neue Pferde müssen nachweislich kurz vor dem Umzug entwurmt sein oder der Besitzer muss eine negative Kotprobe nachweisen.
  • Zusätzlich wird penible Weidehygiene betrieben. Der Track, die Liegehalle und vor allem auch die Koppeln werden täglich abgemistet. So können sich Würmer gar nicht erst so stark verbreiten.

 

Das Einschicken der Kotproben, Verwerten der Ergebnisse, Besorgen der Wurmkuren und auch das Entwurmen der betroffenen Pferde übernehmen wir. Die Pfedebesitzer müssen lediglich beim Einsammeln der Kotproben helfen und die Rechnungen bezahlen :-) Sie bekommen selbstverständlich eine Kopie der Kotproben-Ergebnisse für ihre Unterlagen.

 

Weitere Informationen zur Selektiven Entwurmung gibt es unter www.selektive-entwurmung.com. Die Verfasserin der Seite, Dr. Anne Becher, ist eine Pionierin dieser Methode.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Teofila Needleman (Mittwoch, 01 Februar 2017 12:40)


    I like reading through a post that can make men and women think. Also, many thanks for allowing for me to comment!

  • #2

    Harold Lettinga (Mittwoch, 01 Februar 2017 18:43)


    Can you tell us more about this? I'd like to find out more details.